Die Radiologie von morgen: International und innovativ!

Wenn man sich die Herausforderungen der Radiologie im Zusammenhang mit ihren innovativen und internationalen Lösungsansätzen so ansieht, könnte man meinen, in Deutschland besteht ein gewisser Nachholbedarf.

Ein Kommentar von Guido Gebhardt

Auch auf internationalen Kongressen wird neben den medizinischen Themen der Personalmangel bei Radiologen und MTRs sowie die demografische Entwicklung mit den steigenden Untersuchungszahlen diskutiert.

Neue Untersuchungsverfahren sorgen einerseits mit ihren detaillierten Bildern für bessere Diagnosen und dafür, dass Tumore früher erkannt werden. Die anfallenden Datenmengen und Nachuntersuchungen kann jedoch kaum mehr jemand bewältigen.

1. Künstliche Intelligenz

Um den Datenmengen Herr zu werden, geht es zuallererst um die Künstliche Intelligenz. Unabhängig voneinander berichten Marktbeobachter von knapp 400 Start-ups im Bereich der medizinischen Bildgebung. Dass es über kurz oder lang zu einer Konsolidierung kommen wird, steht außer Frage.

Das Besorgniserregende ist eher die Tatsache, dass weniger als zehn dieser innovativen Unternehmen in Deutschland gegründet wurden. Während europaweit zahlreiche Installationen bereits mit großem Erfolg laufen, wird in Deutschland über die Datensicherheit von Cloud-Lösungen diskutiert, wie wenn wir die Einzigen wären, sie sich darüber Gedanken machen.

Während andere bereits handeln, schauen wir zu und kommen dabei nicht nur technologisch ins Hintertreffen. Es vergeht vielmehr kostbare Zeit, sich mit einer Technologie vertraut zu machen, die uns ansonsten links und rechts überholen wird.

2. Teleradiologie

Das zweite Thema ist die Teleradiologie. Während selbst in Deutschland die „graue“ Teleradiologie in vollem Gange ist, gilt für teleradiologische Dienstleistungen, die von Unternehmen erbracht werden, die DIN 6969-159, deren technologische Anforderungen längst überholt sind.

Unter „grauer“ Teleradiologie versteht man die standortübergreifende Bildverteilung innerhalb großer Klinik- beziehungsweise Praxisverbünde. Dabei werden krankheits- oder urlaubsbedingte Ausfälle von Mitarbeitern ausgeglichen oder es wird von diagnostischen Kompetenzen an entfernten Standorten profitiert. Die Befundung findet nicht am Ort der Untersuchung statt. Zugekaufte teleradiologische Dienstleistung darf jedoch nur nach Dienstschluss an Feiertagen oder Wochenenden erbracht werden. Ein Sachverständiger kontrolliert- wie anno dazumal zu ISDN – und Modemzeiten – die Übertragungsgeschwindigkeit.

3. Medizinische Technologinnen und Technologen für Radiologie

Der dritte Punkt, der mit am Herzen liegt, sind die MTRs. Mit langen Vorlaufzeiten wurde in neues Gesetz auf den Weg gebracht, sodass es nun keine MTRAs mehr gibt, sondern die Berufsbezeichnung „Medizinische Technologinnen und Technologen für Radiologie“ lautet.

Anstatt wir international üblich, die MTR-Ausbildung auf Bachelor-Niveau zu bringen, streicht man hierzulande ein A. Ich muss zugeben, obwohl ich auch schon mehr als 30 Jahre in der Radiologie zurückblicken kann, wurde mir die Tatsache erst kürzlich beim Besuch einer internationalen Konferenz bewusst.

Als Dr. Andrew Matthews von der University of Exceter in Dubai auf der Total Radiology Konferent der Arab Health erzählte, er wäre promovierter Radiographer, dachte ich erst, ich höre schlecht. Doch auch der Tagungsleiter, Univ.-Prof. Dr.med.univ. Michael Fuchsjäger von der Med Uni Graz und engagierter Past President des ECR bestätigte, dass es unabdingbar sei, dafür zu sorgen, Radiographern, zu deutsch MTRs, innerhalb hierarchisch organisierter medizinischer Einrichtungen einen Aufstieg zu ermöglichen, um den Beruf attraktiver zu machen und dem Mangel an MTRs auf lange Sich zu beheben. Ein Unterfangen, dass in Deutschland erst kürzlich gescheitert ist.

4. Remote Scanning

Ich bin schon gespannt, wie es bei Remote-Scanning weitergehen wird, einem Service, der für medizinisch unterentwickelte Flächenstaaten entwickelt wurde, in denen es nicht so einfach ist, innerhalb weniger Minuten einen Facharzt zu erreichen.

Dabei geht es darum, dass Technologinnen und Technologen für Radiologie von einer entfernten Konsole aus in die Lage versetzt werden, als Supervisior unterschiedliche Modalitäten zu steuern. Für die vor Ort zu erledigende Tätigkeiten bedarf es dann keiner hochqualifizierten Fachkräfte mehr.

Eine tolle Idee, mit der sich auch bei uns eventuell die Personalnot bei MTRs reduzieren ließe. Doch dabei handelt es sich um eine weitere Innovation, die in Deutschland beim Einsatz ionisierender Strahlung verboten ist. Erlaubt ist, die Steuerung von MRTs. CT-Scans fernzusteuern ist andernorts Realität und bei uns Zukunftsmusik.

Alles in allem sind Anbieter von Radiologiesystemen innovativ und international gut aufgestellt, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen.

Schade, dass wir uns in Deutschland immer noch gerne mit Motoren beschäftigen, anstatt selbst Motor für neue Entwicklungen zu sein.

Ein Kommentar von Guido Gebhardt