Beckelmann Newsletter Oktober 2021

Medizinprodukte-News

Künstliche Intelligenz

Dass die Radiologie innerhalb des Gesundheitswesens ein Technologietreiber ist bezweifelt wohl niemand. Keine andere Facharztgruppe ist technologisch so gut ausgestattet und bereits so gut digitalisiert. Die Einführung von PACS und RIS ging fast allerorts lautlos vonstatten. Standards sind in der Radiologie inzwischen so omnipräsent, dass nicht mal mehr darüber gesprochen wird.

Einer der Punkte, die auf der Wunschliste der Verbesserungen in der Radiologie ganz oben stehen, ist die Optimierung des Workflows. Denn wo viele Zahnräder getriebeartig ineinandergreifen, wird die „Eingangsleistung“ über alle betreffenden Räder übertragen, bis die „Ausgangsleistung“ – mit einer gewissen „Verlustleistung“ abgegriffen werden kann.




KI braucht valide Daten

KI-Prozesse laufen nicht nur schnell, sondern auch mit großer Zuverlässigkeit ab.

Die von der Radiologie bereits massenhaft produzierten Daten eignen sich zudem bestens, um tiefe neuronale Netzwerke zu trainieren-
Was uns zum nächsten Punkt der Wunschliste führt, der strukturierten Befundung. Natürlich steht am Anfang der strukturierten Befundung ein Mehraufwand. Mit den derzeit verfügbaren Lösungen muss man mal mehr oder mal weniger klicken, doch am Ende des Weges könnte man mit einer gewissen Standardisierung rechnen, die es jungen Radiologinnen und Radiologen oder auch Ärztinnen und Ärzten mit geringer Erfahrung im Lesen von Röntgenbildern ermöglicht, zu verstehen um was es genau geht.

Außerdem bietet ein strukturierter Befund die Gewähr, dass Fragestellungen bzw. Organe in ihrer Gesamtheit betrachtet werden. Und verfügt man erst mal über eine ordentliche Anzahl an strukturiert befundeten Bildern, sitzt man auf einem Goldschatz an Daten, die wiederum zum Training von KI-Algorithmen verwendet werden können. Denn derzeit fehlt es wohl zum einen an einer ausreichenden Anzahl valider Daten, zum anderen fehlen noch Instanzen, die in der Lage sind KI-Algorithmen zu validieren und deren „Wirksamkeit“ zu bestätigen.

Viele KI-Unternehmen – geringe Technikbegeisterung bei Radiologinnen und Radiologen

Die Voraussetzungen für KI in der Radiologie sind ideal: Der Digitalisierungsgrad ist bereits sehr hoch, das technische Know-how um die Workflows zu beschleunigen ist vorhanden. Bei so vielen Vorteilen, müsste eigentlich jeder daran interessiert sein, die Möglichkeiten der neuen Technologie zu nutzen. Doch an der Umsetzung hapert es gewaltig.

Umfragen in Fachorganisationen belegen, dass die Hemmschwelle vieler Ärztinnen und Ärzten im Umgang mit Technologie sehr hoch ist. Ein Thema ist hierbei sicherlich auch, dass es eine Vielfalt an jungen Unternehmen gibt aber wohl kaum ein Radiologe über die Zeit verfügt, sich mit allen möglichen Start-ups auseinanderzusetzen, Verträge zu verhandeln und die Installation und Integration in die eigene Infrastruktur zu begleiten.

Kaum überschaubare Vielfalt

KI bekommt man im Digital Marketplace und es wird nichts mehr installiert, sondern „deployed“. Außerdem wird kaum noch gekauft sondern man schließt eine „Subscription“ ab. Und selbst wenn deployed wird, kann es in der Cloud sein oder on-premise. Wer blickt da noch durch?

Selbst wenn man guter Dinge ist und sagt, jetzt fange ich dann doch mal an, ich will ja nicht der Letzte sein und der frühe Vogel fängt den Wurm, geht es darum, die schwierigste Frage zu beantworten: Soll ich beim bewährten Modalitäten- / PACS-Hersteller bleiben oder einen unabhängigen Marktplatz wählen? Dass die KI-Marktplätze souverän arbeiten, steht außer Frage. Trotzdem gibt es unterschiedliche Konzepte mit Vor- und Nachteilen, die es abzuwägen gilt.

Bei diesen vielen Fragen und Hürden haben wir bisher für viele potenzielle Anwenderinnen und Anwender den allerwichtigsten Punkt ausser acht gelassen und das ist die Vergütung. Letztendlich kann jedoch noch niemand sagen, zu welchem Preis sich welche Anwendung rechnet. Aber das Gute daran ist: Die Deinstallation der Software reduziert sich auf einen Klick und wenn es sich nicht rechnet, ist das Abo – gemeint ist natürlich die Subscription – schnell gekündigt.